Die Wiener U-Bahn im Vergleich zu anderen U-Bahnen
Wien
Mit dem Silberpfeil durch die Stadt
Johann Benda begann ohne einschlägige Ausbildung als technischer Zeichner beim Schienenfahrzeughersteller Simmering-Graz-Pauker (SGP) und war bald für erfolgreiche Eisenbahnzug-Designs, wie den Transalpin II, verantwortlich.
In den 1970er Jahren entwarf er die Wiener U-Bahnzüge der Type U, aufgrund seiner charakteristischen Färbung auch bekannt als „Silberpfeil“.
Drei Doppelwagen bilden einen Zug.
Netzplan, U-Bahn Wien, 2017
Von HerrMay – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56112148
Athen
U-Bahn in die Antike
Die „Attiko Metro“, wie die Metro von Athen auch genannt wird, zählt zu den ersten U-Bahnen der Welt.
Doch die in ihrer präsentierten Artefakte sind noch wesentlich älter: Funde aus der Antike, die beim Bau der U-Bahn freigelegt wurden, können Fahrgäste in den jeweiligen Stationen bestaunen, die meisten in den Bahnhöfen Syntagma und Akropolis.
Aufgrund des archäologieträchtigen Bodens verzögern sich allerdings auch die Bauarbeiten zur Erweiterung des U-Bahnnetzes immer wieder.
Netzplan, U-Bahn Athen, 2013
Von © Amaroussi.com / Wikimedia Commons, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30372337
Barcelona
Eine Stadt, drei Spurweiten
In Barcelona fahren die U-Bahnlinien auf drei verschiedenen Schienensystemen: Die Linie 1, ursprünglich als Verbindungsbahn zweier Bahn-Linien gedacht, fährt auf der 1668 mm breiten “liberischen Breitspur”, die Linie 8 auf der “Meterspur” (1000 mm) und die restlichen Linien auf der „Normalspur” (1436 mm).
Schmälere Spurweiten, wie die Meterspur, erlauben eine Streckenführung mit engeren Kurvenradien, zum Beispiel für oberirdische Linienführung durch dichter bebautes Gebiet.
Netzplan, U-Bahn Barcelona, 2010
Von Vinals – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10675160
Berlin
Geisterbahnhöfe
Am Sonntag, dem 13. August 1961, wurden in Berlin elf Stationen der Linie U6 und U8 für das Zu- und Aussteigen gesperrt.
Die Stationen lagen im Ostberliner Bezirk Mitte, der in Westberliner Gebiet hineinreichte. Die Züge mussten ohne Halt von West-Berlin durch Ost-Berlin und wieder nach West-Berlin durchfahren. Mit reduzierter Geschwindigkeit rollten die Fahrgäste an schwach beleuchteten Bahnsteigen vorbei, die abgesehen von bewaffneten Sicherheitsbeamten der DDR menschenleer waren.
Dieser Eindruck führte zur Bezeichnung „Geisterbahnhöfe“. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurden alle gesperrten Bahnhöfe der Linie U6 und U8 wieder geöffnet.
Netzplan, U-Bahn Berlin, 2016
Von User:My Friend – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39602760
London
Die Mutter aller U-Bahnen
Am 10. Jänner 1863 wurde in London die weltweit erste U-Bahnlinie eröffnet: der erste Abschnitt der heutigen Metropolitan Line.
40.000 Fahrgäste zählte man an diesem Tag. 1880 waren mit ihr bereits 40 Millionen Menschen pro Jahr unterwegs.
Die erste elektrische U-Bahn verkehrte erst 1890. Der Tunnelquerschnitt misst mit 3,10 Metern ungefähr die Hälfte der in Wien heute üblichen Größe.
Nach Shanghai und Peking besitzt London heute das drittlängste U-Bahnnetz der Welt (402 Kilometer).
Netzplan, U-Bahn London, 2009
By Ed g2s File:London Underground full map.svgderivative work: DavidCane (talk) – File:London Underground Zone 1 Highlighted.svg, File:Docklands Light Railway.svg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6905220
Mailand
Exklusives Design
In Mailand wurde beim Bau der ersten U-Bahnlinie erstmals die sogenannte “Schlitzwandmethode” angewendet, eine Tunnelbauweise, bei der das Erdreich von oben aus dem Untergrund geholt wird.
Das Geld für den Bau brachte man über Wertpapiere, die die Mailänder Bürger erwarben, auf.
Das Design der M1-Station erhielt die renommierte Auszeichnung Compasso D’Oro. Einer der Preisträger, Bob Noorda, wurde später für die Gestaltung sowohl der New Yorker U-Bahn wie auch jener von Sao Paulo engagiert.
Gegenwärtig ist das Mailänder U-Bahnsystem das größte Netz Italiens.
Netzplan, U-Bahn Mailand, 2016
Von Arbalete – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50737903
Moskau
Sowjetischer Prunk
Für den Bau der ersten 17 Kilometer des Moskauer U-Bahnnetzes waren zu Beginn der 1930er Jahre zweitweise rund 75.000 Arbeiter gleichzeitig tätig. Speziell das zweite Teilstück, 1938 eröffnet, ist in der Ausgestaltung stark dem sozialistischen Realismus verpflichtet. Fresken, Mosaike und Skulpturen zeigen eine glorifizierte Darstellung der Geschichte.
Nach dem Tod Stalins endete der „barocke Stil“ und die neuen U-Bahnlinien bekamen ein funktionaleres Aussehen.
Von 1954 bis 1970 wuchs das Netz jährlich um durchschnittlich sechs Kilometer. Die Metro Moskau zählt mit knapp 2,4 Milliarden Fahrgästen jährlich zu den meistfrequentierten U-Bahnsystemen weltweit.
Netzplan, U-Bahn Moskau, 2017
Von Sameboat – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24461295
München
Vorbild für Wien
Der erste U-Bahnabschnitt von München sollte eigentlich erst 1974 eröffnet werden.
Als jedoch die Stadt den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele für 1972 bekam, wurde die Inbetriebnahme der Münchner U-Bahn um zwei Jahre vorverlegt.
Die neue U-Bahn wurde von Beginn an derart stark beansprucht, dass baugleiche U-Bahnzüge aus Nürnberg ausgeliehen werden mussten.
Die Münchner Doppeltriebwagen, zwei verbundene Waagen mit zwei Führerständen an den beiden Enden, dienten in Formgebung und Aufbau als Vorbild für die „Silberpfeil“, den Wiener U-Bahnwagen.
Netzplan, U-Bahn München, 2010
Von Maximilian Dörrbecker (Chumwa) – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9487233
Paris
Metro mit Gummireifen
Seit den 1950er Jahren fahren einige Pariser Metrolinien mit Gummireifen.
Sie erlauben ein schnelleres Beschleunigen und Abbremsen. An der Innenseite der Gummireifen befinden sich Stahlräder, die bei Weichen und als Reibfläche für die mechanische Bremse eine Rolle spielen.
Außerdem tragen die Stahlräder den Wagen im Falle einer Reifenpanne. Zusätzliche waagrecht angeordnete Stahlräder halten die Wagen an seitlichen Schienen im der Spur und dienen als Stromleiter.
Die Nachteile des Gummireifensystems sind der erhöhte Energiebedarf, die stärkere Wärmeentwicklung und eine aufwändigere Gleisanlage.
Netzplan, U-Bahn Paris, 2012
Von Rigil – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8374274
Prag
Rolltreppen-Rekorde
Die Prager U-Bahn wurde in den 1970er Jahren nach sowjetischem Vorbild gebaut, zum Teil in sehr tiefen Lagen. Die Station Náměstí Míru liegt 53 Meter unter der Erdoberfläche und ist mit einer der längsten Rolltreppen Europas ausgestattet: 83 Meter müssen überwunden werden. Einige Rolltreppen fuhren bis vor kurzem auch recht schnell, nämlich 9 km/h.
Zum Vergleich: Die Rolltreppen in Wien sind mit 2,34 km/h unterwegs. Aufgrund einer EU-Norm geht es nun auch in Prag langsamer hinauf und hinunter.
Netzplan, U-Bahn Prag, 2015
Von Zirland – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38571790
Rotterdam
U-Bahn unter dem Meeresspiegel
Für den ersten Bauabschnitt, die Unterführung der Neuen Maas, wurden am Ufer des Flusses die Tunnelsegmente hergestellt, an die entsprechende Stelle verschifft und dort in einen vorbereiteten Grabe unter das Flussbett abgesenkt.
Die Tunneldecke liegt etwa 12,5 Meter unter dem Meeresspiegel.
Die offene Bauweise, bei der das Erdreich von der Oberfläche aus hergenommen wird, ist in solchen Lagen nicht möglich, da die Grube in kürzester Zeit mit Wasser volllaufen würde.
Netzplan, U-Bahn Rotterdam, 2011
Von RET (Uploaded by Henk Obee) – http://www.ret.nl/reizen-met-ret/kaarten-en-plattegronden, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17754735
Stockholm
Die längste Kunstausstellung der Welt
Der Beschluss, die „Tunnelbanan“ zur „längsten Kunstausstellung der Welt“ auszugestalten, fiel 1955 im Gemeinderat von Stockholm.
Seither lässt es sich die Stadt einiges kosten, Kunst im „Untergrund“ zu zeigen. Über 150 Künstler und Künstlerinnen haben Werke in 90 der 100 Stationen hinterlassen.
Einige Stationen enthalten temporäre Ausstellungsbereiche mit wechselnden Präsentationen.
Netzplan, U-Bahn Stockholm, 2011
Von user:xyboi, redraw by Stonyyy – Stockholm_metro_map.png, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16224884
Warschau
Die junge U-Bahn
Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne für eine U-Bahn in Warschau.
Um die beste Baumethode zu finden, wurde 1953 ein 800 Meter langer Tunnel gegraben, der jedoch bis heute ungenutzt blieb.
Erst 1995 begann für Warschau das U-Bahnzeitalter, weitere 20 Jahre vergingen, bis eine zweite Linie eröffnet wurde.
Während die ersten U-Bahnstationen einem einheitlichen Gestaltungskonzept folgten, erhielten die nach 2000 gebauten Bahnhöfe ein individuelles Design.
Die Station Palc Wilsona wurde 2008 zur schönsten U-Bahnhaltestelle der Welt gekürt.
Netzplan, U-Bahn Warschau, 2008
Von Jurij – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5090567